Meine aktive Zeit im Tierschutz – Anfang bis Ende
Nachdem meine kleine Nala, ein Shih Tzu Mix aus Spanien, im Sommer 2004 gestorben war, suchte ich ein paar Wochen später nach einem neuen Fellkind. Für mich war klar, dass nur ein Hund aus dem Tierschutz infrage kam und keiner vom Züchter. Zusammen mit meiner Tochter fuhren wir die Tierheime in der Umgebung ab. Da wir dort nicht fündig wurden, suchte ich dann im Internet weiter und war erschlagen und zugleich traurig über das Angebot. Ich hatte schon länger den Wunsch einen Windhund (Greyhound) zu uns zu holen, aber es hieß immer, dass geht mit Katzen nicht und die gehörten unwiderruflich zu unserem Haushalt. Doch dann entdeckte ich den Galgo Español, sie sollten lt. einigen Beschreibungen gut mit Katzen leben können. Ich lass alles durch, was ich über die Rasse finden konnte und dann stand fest: Ein Galgo wird bei uns einziehen. Ich durchforstete zig Seiten von irgendwelchen Tierschutzvereinen, aber anders als heute, gab es damals nur einen Verein in Deutschland, der sich speziell um Galgos kümmerte. Bei den anderen Vereine tauchte nur ab und zu mal einer auf und am Ende zog im Oktober 2004 die junge Audrey, später Loona, bei uns ein. Sie war zwar „nur“ ein Galgomischling, aber sie war ein Notfall (saß mit Parvovirose im spanischen Tierheim). Ihre Vermittlerin Sole, eine großartige Frau und auch galgoverliebt, besuchte uns ein paar Monate nach Loonas Einzug. Wir haben uns von Anfang an gut verstanden und so beschlossen wir, dass wir kurz darauf gemeinsam für 1 Woche nach Spanien fahren, um vor Ort zu helfen. Ihr Sohn Juan sollte uns begleiten. Gesagt, getan, ich bin erst zur Sole an den Bodensee gefahren und von dort ging es dann gemeinsam nach Spanien, 2300km einfache Strecke für mich. Wir fuhren mit einem Sprinter, voll beladen mit Spenden, zum Tierheim der ANAA bei Madrid. Was ich dort in der einen Woche alles erlebt habe, ist kaum in Worte zu fassen. Ich war bei einer Beschlagnahmung dabei, habe geholfen einen Hund mit Lebendfalle einzufangen, einen anderen haben wir aus einer Rehala befreit und wir haben div. Perreras (damals alles noch Tötungsstationen) besichtigt. Die Emotionen fuhren in dieser Woche Achterbahn. Wir haben im Tierheim gewohnt, schon morgens nach dem Frühstück ging es in die Zwinger und natürlich ging der erste Gang immer zur Victoria (aus der Beschlagnahmung), die sich von Tag zu Tag etwas mehr erholte. Ich habe in dieser Woche viele tolle Hunde kennengelernt, aber auch sehr viele engagierte Tierschützer. Vor Ort erleben, was Tierschutz heißt, ist eine ganz andere Hausnummer, als das Geschehen nur zu Hause am Rechner zu verfolgen. Am Ende der Woche sind wir dann mit einem Sprinter voller Hunde und ein paar Katzen zurück nach Deutschland gefahren. Alle hatten bereits ein Zuhause gefunden, ihre Familien warteten bei unserer Ankunft auf sie. Diese Erfahrungen haben mich damals dazu bewegt ein aktives Mitglied im Verein zu werden und es blieb auch nicht bei dieser einen Reise nach Spanien für den Tierschutz.
Im laufe der aktiven Zeit zogen auch einige Pflegehunde (überwiegend Galgos) bei uns ein. Der eine oder andere Pflegi ist bei uns kleben geblieben, weil sie nicht dem Idealbild entsprachen und es keine Interessenten gab. Unser Rudel wuchs somit stetig, bei 6 Hunden war dann aber endgültig Aufnahme Stopp. Wir waren zwischenzeitlich schon von unserer ETW in ein eigenes Haus gezogen, aber auch dann muss man den Hunden ja noch gerecht werden können. Es waren in den ganzen Jahren sehr viele Hunde bei uns und jeder war etwas Besonderes, aber was ganz besonderes war die kleine Mali. Sie kam aus einer Beschlagnahmung von 140 Hunden in Toledo, sie lebte dort in der Hölle. Die Hunde hatten bereits angefangen sich gegenseitig aufzufressen, weil es kein Futter für alle gab. Es wurden viele Kadaver gefunden. Mali hatte stark Demodex und man konnte sie nicht anfassen, sie biss wild um sich, aber ich habe ein Händchen für diese Hunde und so wurde sie schon bald mein Zwockel und Sonnenschein.
Unsere Pflegehunde, so viele unterschiedliche Charaktere und allesamt waren sie toll und haben genauso tolle Familien gefunden.
Ich habe viele positive Erfahrungen in meiner Tierschutzzeit gemacht, aber leider auch negative. Die negativen beschränken sich ausschließlich auf Vereinsvorstände, die leider häufig unter Profilneurosen leiden. Nicht umsonst sprießten fast täglich neue Vereine aus dem Boden, jeder wollte der Beste sein anstatt vernünftig miteinander zu arbeiten. Ich habe sehr viel Freizeit und auch Geld (habe meine Pflegehunde und alle Fahrten selbst finanziert) in die Vereine investiert und war bewusst immer nur im Hintergrund tätig (Homepage, Patenbetreuung, Transportlisten, Vorkontrollen … ) aber irgendwann kommt man selbst da an dem Punkt an, dass man das nicht mehr ertragen möchte. Es wird gerne auch vergessen, dass ein Tierschutzhelfer nicht der Angestellte ist, sondern ehrenamtlich arbeitet und die meisten auch eine Familie und einen Job haben. Für Sensibelchen ist der Tierschutz definitiv nichts, sehr viele Tierschutzhelfer beenden ihre Vereinsarbeit bereits nach 1 bis 3 Jahren. Bei mir kam nach 12 Jahren der Punkt aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten musste. Da die Luft auch raus war und ich auf die Querelen und Profilierungen (ein Vereinswechsel hatte auch nichts verändert) keine Lust mehr hatte, gab ich die Vereinsarbeit auf. Ich machte ab da nur noch ab und zu Pflegestelle bei verschiedenen Vereinen und übernahm Fahrdienste. Vielleicht ist heute der Umgang innerhalb der Vereine ja besser, ich werde es nicht mehr erfahren 🤷♀️
Nachdem unser letzter Pflegi, unsere Melli, auch kleben geblieben war und wir im Van keinen weiteren Hund unterbringen konnten, zogen auch keine Pflegehunde mehr ein. Das Kapitel aktiver Tierschutz war damit nach insgesamt 14 Jahren beendet. Das heißt natürlich nicht, dass ich nicht bei einem Notfall einspringen werde, aber ich bin eben nicht mehr auf der Suche. Fahrdienst mache ich natürlich noch immer, einschließlich Hunde für ein paar Tage „parken“.
Mit dem Tierheim ANAA und der lieben Irene bin ich bis heute noch verbunden. Wir haben im Mai 2023 einen kurzen Stopp bei der ANAA eingelegt, leider war Irene da gerade mit einem Transport in Deutschland unterwegs. Wir kommen wieder😉
Für mich nach wie vor der schlimmste Spruch lautet: „…ach, wenn ich doch nur könnte, wie ich wollte…„, der meist mitleidsbekundet und herzzerreißend für hilflose, verunglückte oder verwahrloste Tiere kund getan wird und durch alle sozialen Medien gejagt wird. Fakt ist: Jeder kann helfen!, wenn man wirklich will. Es muss ja nicht immer eine Adoption oder Pflegestelle sein, man muss dafür auch keinem Verein beitreten. Es gibt genug andere Möglichkeiten, wie Patenschaften, Spenden oder Spenden sammeln, Flyer erstellen/verbreiten, Tombolas/Auktionen unterstützen …..